Das Lager

Ungefähr in der Mitte der Klippe liegt eine tiefe Schlucht mit kleinen Höhlen. Die Wände sind aus dunklen Steinen dieses an die Berge erinnert und aus kleineren Spalten wachsen Farne, Kräuter und auch teilweise Unkraut. Hier unten liegt das WolkenClan Lager. Nur durch geschicktes springen kann man es erreichen. In den einzelnen Höhlen leben die Katzen, jedoch meiden sie diese die zu nah am Boden liegen für den Fall dass es zu viel regnet und das Lager überschwemmt werden könnte.

Wintersturm, Kriegerbau

Das Fell der Kätzin sträubte sich vor Angst, als sie einem riesigen Fuchs gegenüberstand. Er war urplötzlich aus dem Gebüsch gestürzt, während sie versucht hatte eine Maus zu erlegen. Blitzschnell zog sich Wintersturm zurück und floh in Richtung Baumgeviert ; den Fuchs ins Lager zu locken wäre ja wohl das dümmste was sie machen könnte. Hinter sich hörte sie die lauten Schritte des Fuchses und obwohl die Kriegerin schneller rannte als der Wind wehte, spürte sie dessen heißen Atem an ihrem Schweif. Abgelenkt von dieser Feststellung übersah die Kätzin einen herumliegenden Ast auf dem Boden und stolperte. Der Aufprall ließ sie einige Sekunden lang zögern - zu lange - denn der Fuchs ragte drohend über ihr auf. Wintersturm wurde panisch; sie atmete schnell und flach, wohlwissend, dass dies ihr Ende war. Doch auf einmal veränderte sich das Gesicht des Fuchses: Ein grünes Auge und ein schönes, cremefarben gestreiftes Fell ersetzten die eine Hälfte. Wintersturm schnappte entsetzt nach Luft. Es sah exakt wie ihre verstorbene Mentorin Holunderduft aus. Das Katzenauge sah sie strafend an und nun hob das Ungetüm seine riesige Pranke, um der Kriegerin den Todesstoß zu versetzen. "Nicht! Verzeih mir!", heulte die Kätzin, aber das Gemisch aus dem Fuchs und ihrer Mentorin zeigte kein Erbarmen und schlug zu. Alles wurde schwarz ... aber sie lebte ...

Keuchend erwachte Wintersturm im Kriegerbau und versuchte sich selbst zu beruhigen. Dies war einer der Albträume, die sie seit der Ermordung von Holunderblüte nachts quälten. Ich werde nie die Schuld los, die ich trage. Sie ist bereits viel zu groß und wem könnte ich das anvertrauen? Man würde mich als Verräterin ins Exil schicken ... verdiene ich ja eigentlich. Die Kriegerin schüttelte den Kopf um diese negativen Gedanken loszuwerden und putzte sich in ihrem Nest - auf einen Clangefährten wartend, mit dem sie jagen gehen könnte. Sie wollte nicht allein gehen - nicht jetzt.

Wintersturm, vor dem Kriegerbau

Sie wusste, dass sich Kälteblitz aus dem Bau bewegte, noch bevor sie ihn sah, da sein Geruch in verraten hatte. Sie bemerkte, wie er versuchte, sie nicht anzusehen und die Kätzin schlussendlich doch noch mit einem warnenden Blick streifte. Bei dieser kleinen Geste begann die Wut durch Wintersturms Adern zu pulsieren. Sie wusste selber gut, dass es damals nicht richtig war Holunderblüte umzubringen, aber dies ist nun mal geschehen und es würde nicht nie mehr rückgängig machen lassen. Sie wusste, dass ihr Bruder allen die Wahrheit sagen wollte, über ihre Abstammung, der Grund für den Tod ihrer Mentorin. Aber sie konnte nicht. Der gesamte WolkenClan würde sie verabscheuen und spätestens nach der nächsten großen Versammlung, alle Clans. Sie sah Kälteblitz an, beobachtete wie er er sich zum Kriegerbrau umdrehte und etwas mit einem amüsierten Unterton miaute. Sie achtete nicht auf die gesprochenen Worte, sondern auf das Leuchten in seinen Augen und seine stolze Körperhaltung. Wie kann er so fröhlich sein und gleichzeitig ein düsteres Geheimnis dverbergen? Sie bewunderte Kälteblitz für seinen Optimismus, etwas, dass Wintersturm niemals sein würde.
Sie stand auf und tappte langsam auf ihn zu. Ein Geheimnis durfte nicht ihre Beziehung zerstören, auch wenn es noch so gefährlich war. "Hey", miaute sie und sah kurz verlegen auf den weichen Boden, bevor sie ihre blauen Augen wieder auf den Krieger richtete. "Wollen wir jagen gehen? Ich habe auf jemanden gewartet ... alleine wollte ich nicht gehen. Ich hatte schon wieder einen dieser Träume ..."

Wintersturm, auf der Lichtung

Sie sah es an seinem Blick. Er hatte noch etwas mit ihr zu besprechen. Unwillkürlich fuhr die Kriegerin ihre Krallen aus und bemühte sich, ihr Nackenfell glatt anliegen zu lassen. Normalerweise gab es nicht viele Sachen, die sie dermaßen aufregten, aber das hier war etwas anderes. Das Ereignis lag in der Vergangenheit! Kälteblitz musste doch wissen, dass es am besten für alle Beteiligten war, wenn die Wahrheit nicht ans Licht kommen würde, oder? Sie beobachtete wütend, wie ihr Bruder die Lichtung überquerte und im Lagereingang verschwand. Wintersturm hatte ihrem Wurfgefährten nur halb zugehört und jetzt ersetzte für einen Herzschlag lang Verwirrung die Wut.Wo wollten wir noch mal hin?, fragte sie sich im Inneren und fuhr ihre Krallen wieder ein. Dann erinnerte sich die Kätzin daran, dass ihr Bruder etwas vom Laubwald gesagt hatte. Immer noch verwirrt trottete die Kriegerin über die Lichtung und ließ die Sonnenstrahlen ihren Pelz wärmen. Wintersturm genoss noch die Wärme, bevor bald schon kalte Wut diese ersetzen würde, wenn die beiden erst einmal ins Gespräch kämen. Sie schlüpfte durch den Eingang und rannte gen Laubwald.

---> Laubwald